Studien:
Der Schwarzstorch im Odenwald – Brutjahr 2017 –
Der Schwarzstorch Ciconia nigra im Odenwald– Brutjahr 2016 –
und weiterführende Untersuchungen zum Finkenberg
Gesamtfazit
Die Siedlungsdichteerfassung des Schwarzstorches im Odenwald bzw. seine Gesamtpopulation erbrachte in 2017 etwa 14 Revierpaare.
Waren bis 2014 noch keine Brutpaare bekannt und kursierten nur vage Vermutungenüber mögliche Brutvorkommen im Bereich Hesseneck, so ist die Odenwälder Population des Schwarzstorches zweifelsfrei bis 2014 übersehen worden. Bereits in einer ersten beinahe flächendeckenden Kartierung der Art in 2016 wurden 12 Revierpaare nachgewiesen, BERND 2017a.
Die Definition Revierpaar/Brutpaar erfolgt nach ornithologisch standardisierten Vorgaben und ist nicht anzuzweifeln, wenn auch für viele Fachkollegen und Behörden die übersehene Lokalpopulation überraschend sein mag.
Aktuell konnte in der fortlaufenden Studie eine flächendeckende Verbreitung des Schwarzstorches im Odenwald nachgewiesen werden. Sämtliche für die Art nutzbaren Lebensräume sind besiedelt. In einigen Bereichen besteht der Verdacht auf weitere Revierpaare, doch kann es aufgrund der hohen Störungsanfälligkeit bzw. hohen Störungsintensität auch zu jährlichen Verlagerungen der Reviere kommen, bzw. können Brutabbrüche Paare im Umfeld vortäuschen. So fällt auf, dass bei bekannten Horststandorten, trotz intaktem Horst, dieser zwar aufgebaut wurde aber höchstwahrscheinlich ein weiterer Horst im Umfeld genutzt wurde, da zu späteren Zeitpunkten Familienverbände oder frisch flügge Jungvögel zu beobachten waren.
Weiterhin zeigen zwei abgängige Horste die Gefahr der Anlage in Kiefern mit schlechter Horstunterlage. Hier kann einfach durch Horstplattformen eine Abhilfe geschaffen werden. Wichtig wäre auch die Verlegung (Erdkabel) von Freileitungstrassen vor allem im Bereich weiträumig verkabelter Nahrungshabitate, wie im Finkenbachtal.
Abermals wurden artenschutzfachliche und naturschutzrechtliche Kriterien erläutert, die im Ergebnis einem weiteren Ausbau der Windenergienutzung im Odenwald einen eindeutigen und unwiederbringlichen Umweltschaden an der Population des Schwarzstorches aufgrund seiner Verhaltensökologie attestiert und demnach ein sofortiges WEA-Ausbaumoratorium zu verlangen ist. Weiterhin wird dies damit begründet, dass die aktuelle Genehmigungs-praxis einen widerrechtlichen Charakter besitzt und diametral dem vorrangigen Art. 9 Abs. 1 der Vogelschutzrichtlinie zuwiderläuft.
Den zuständigen Naturschutzbehörden und Genehmigungsbehörden ist dieser Sachverhalt mindestens seit 2014 (BERND 2014A-C) bekannt. Ab diesem Zeitpunkt wären bei Einhaltung der aktuellen Gesetzeslage keine WEA-Genehmigungsverfahren mehr anzunehmen gewesen.
Auch würde eine seriöse UVS oder ornithologische Vorprüfungen im Rahmen von Regionalplänen oder Flächennutzungsplänen sowie die einzelnen BImSchV zur Art Schwarzstorch zu keinem anderen Ergebnis führen als die hier vorliegende Studie, u.a. dadurch nicht, da der Schwarzstorchpopulation im Mittelgebirgsraum Odenwald derselbe Umweltschaden wie der Schwarzstorchpopulation im Vogelsberg droht. Dies ist zwingend auf Ebene der Genehmigungspraxis zu würdigen.
Hier liegen von allen beteiligten Seiten schwerste artenschutzfachliche und naturschutzrechtliche Versäumnisse vor, die offensichtlich derart
schwer zu ertragen sind, dass es noch nicht zu Verhaltensänderungen in der Antrags- und Genehmigungspraxis sowie zum politischen Umdenken geführt hat.
Hier sei auf die Veröffentlichung von BICK & WULFERT (2017) hingewiesen, die diverse Fachkonventionen als maßgeblich zu berücksichtigen aufführen, hierunter auch die LAG-VSW-2015, u.a.. U. Bick ist Richterin am BVerwG (9. Revisionssenat). In diesem Aufsatz wird abermals auf das Erfordernis der Vermeidung signifikanter Tötungen zur D. Bernd (2017) Der Schwarzstorch im Odenwald Brutjahr 2017
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Rechtssicherheit verwiesen sowie auf das höchste Schutzgut der Erhaltung der Population in einem günstigen Erhaltungszustand.
Weitere Umweltschäden an der Lokalpopulation des Schwarzstorches im Dreiländereck Hessen, Bayern und Baden-Württemberg lassen sich demzufolge nur vermeiden, indem die energiepolitische Nutzung der WEA-Technologie einem sofortigem Moratorium im Odenwald unterzogen wird.
Aus der Studie Der Schwarzstorch im Odenwald – Brutjahr 2017 – Seite 52
SchwarzstorchstudieOdenwald2016-2 (1) SchwarzstorchOdenwald2017V2